Die Winter-Transferperiode ist zudem die erste Gelegenheit für Argirios Giannikis, seiner Mannschaft etwas mehr von seinem gewünschten Gesicht zu verleihen. Allerdings will sich der Fußballlehrer auch noch nicht in die Karten schauen lassen: "Es gibt Tendenzen und wir stehen im ständigen Austausch. Allerdings haben wir gesagt, dass wir alle Spiele bis zum Winter abwarten und schauen, wie die Entwicklungsprozesse voranschreiten. Dann setzen wir uns zusammen."
Das Hindernis an einer Großoffensive ist, - neben dem großen Rückstand auf die Spitzenteams - dass die finanziellen Mittel des Deutschen Meisters von 1955 begrenzt sind. Auch Giannikis weiß, dass kein neuer Spieler kommen kann, wenn keiner zuvor den Verein verlässt. "Das wäre Voraussetzung", bestätigt der gebürtige Nürnberger. Da die Essener ohnehin keinen all zu großen Kader haben, sind die Möglichkeiten, Plätze frei zu machen, rar gesät.
Youngster Ismail Remmo beispielsweise kam in der Hinrunde bisher nur zu einer Einwechslung in der Nachspielzeit beim 2:0-Sieg in Erndtebrück. Dennoch ist es fraglich, ob eine Einsparung des Eigengewächs überhaupt viele Möglichkeiten freiräumt. Da der 19-Jährige in der Jugend immer wieder sein Potenzial nachwies, käme bei ihm beispielsweise eine Leihe in Frage. Zum Beispiel zum Kooperationspartner ETB Schwarz-Weiß. Problem ist jedoch, dass im Falle einer Leihgabe an den Uhlenkrug, RWE weiterhin das Gehalt des offensiven Mittelfeldspielers zahlen würde - so war es im Kooperationsvertrag angedacht - und so auch keine Mittel für einen Neuzugang frei würden.
Roussel Ngankam kam in der Hinrunde bisher auch nur auf 62 Regionalliga-Minuten und stand kein einziges Mal in der Startelf. Einzig mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 beim 3:1-Sieg nach Verlängerung in der zweiten Niederrheinpokalrunde in Kleve sorgte er in der laufenden Saison für Aufsehen. Das lag aber nicht zuletzt auch daran, dass der ehemalige Großaspacher lange wegen einer Kreuzbandverletzung ausfiel und so große Teile der Sommervorbereitung auslassen musste. Die Frage bei ihm dürfte allerdings auch lauten, ob sich der siebenfache Torschütze der Vorsaison weiterhin die scheinbar unbesiegbare Konkurrenz auf seiner Position mit Kai Pröger weiter antun möchte.
Auch David Jansen gehört zu den Akteuren, die bisher eher außen vor waren. Zwar kam der 30-Jährige bisher in allen Partien bis zu seinem Muskelfaserriss Anfang November zum Einsatz, allerdings auch nur dreimal über 90 Minuten. Das dürfte sich der ehemalige Zweitliga-Profi, der erst in der Woche vor dem ersten Saisonspiel in Dortmund zum Kader stieß, ebenfalls anders vorgestellt haben. Es scheint nicht unmöglich zu sein, dass der bis zum 30. Juni 2019 gültige Vertrag vorzeitig aufgelöst werden könnte. Denn Jansen wird in Zukunft mit Sicherheit mehr spielen wollen. Ob er diese Einsatzzeiten bei RWE erhält, ist fraglich. Marcel Platzek ist in Essen gesetzt. Ein Sturm-Duo Jansen/Platzek ist im Giannikis-System, das meistens eine Angriffsspitze beinhaltet, nicht vorgesehen.